„Bist du verrückt?“, so lauteten viele der Nachrichten, die mich bzgl. der Bilder meiner ersten Iceman Challenge nach der Wim-Hof-Methode erreichten. Doch so verrückt ist es garnicht, bei kalten Temperaturen nahe der 0° Celsius ins eiskalte Wasser zu steigen. Ganz im Gegenteil: Der niederländische Extremsportler Wim Hof, auch bekannt als „The Iceman“, beweist seit Jahren, dass ein Eisbad das Immunsystem stärkt und darüber hinaus hilft, mit den eigenen Ängsten sowie Stress besser umzugehen.

Seit Jahren verfolge ich fasziniert, wie Ausnahme- bzw. Extremsportler die Grenzen des Machbaren immer weiter verschieben. Mit meinem ersten Marathon habe ich mich selbst auf die Reise begeben, um die Grenzen meiner körperlichen sowie geistigen Fähigkeit vor allem in schwierigen Situationen immer wieder neu auszuloten. Vor allem möchte ich mich besser kennenlernen und mit Rückschlägen und Niederlagen besser umgehen können. 

Und so habe ich auch nicht lange gezögert, nachdem mich mein Arbeitskollege gefragt hat, ob ich mich in seinem See an die Iceman Challenge wagen möchte!

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Mit jeder Sekunden zu mehr Körpervertrauen und mentaler Stärke

Mir war die Wim-Hof-Atemmethode durch viele YouTube-Videos bekannt und dennoch habe ich morgens nach dem Aufstehen für einen kurzen Moment weiche Knie bekommen. „Ist der See noch voller Schnee und Eis“, wollte ich per WhatsApp wissen, „schließlich macht es ja keinen Sinn, insofern wir keine geilen Bilder für Instagram und Co. machen können“. In Wahrheit habe ich nur nach einer Ausrede gesucht, um doch nicht in das Eiswasser steigen zu müssen.

Da der See nach wie vor zugefroren war, gab es keine Ausrede mehr. Wir mussten die Eisschicht am Rande der Treppe mit einem Fäustling aufschlagen, ehe wir starten konnten. Bereits während der Autofahrt habe ich mir geschworen nicht weiter über die Iceman Challenge sowie die Kälte des Wasser nachzudenken, sondern einfach zu machen – und so kam es dann auch: Ich bin ohne zu zögern direkt beim ersten Versuch in das Eiswasser und habe beim zweiten Durchlauf sogar 3 Minuten und 15 Sekunden ausgehalten.

Neben der Erfahrung, dass ich anschließend freudestrahlend, nur mit Mütze bedeckt und barfuß um den See gerannt bin, habe ich für mich vor allem folgende Erkenntnisse gewonnen:

1. Erkenntnis: Ich bin verdammt stolz auf meinen Körper!

Vielleicht sollte ich morgens nicht mehr so kritisch sein, wenn ich nach dem Aufstehen vor dem Spiegel stehe und mich über die Rundungen und Dehnungsstreifen der Vergangenheit ärgere. Stattdessen sollte ich dankbar sein, dass mein Körper gesund ist und all diese Experimente mit mir mitmacht. Du magst lachen, doch ich habe mich lange Zeit für meinen Anti-GQ-Körper geschämt, doch ab sofort ist damit Schluss. Ich bin verdammt stolz auf meinen Körper!

2. Erkenntnis: Der Kopf macht am Ende den Unterschied

Einstein hatte recht, Zeit ist relativ, vor allem dann, wenn man im Eiswasser sitzt. Ich habe mich bewusst von allen Gedanken gelöst und mich nur noch auf mich konzentriert. Einatmen. Ausatmen. Immer wieder und wieder. Für destruktive Gedanken war kein Platz, stattdessen habe ich mir autosuggestiv eingeredet, dass alles okay und die drohende Schnappatmung auch nur ein Gefühl ist – und es hat ziemlich gut funktioniert.

Durch die Iceman Challenge musste ich erneut feststellen, dass es – egal ob beim Fußball, Triathlon oder im Job – am Ende auf den Kopf ankommt. Was bringen Dir die beste Taktik, das schnellste Zeitfahrrad oder die ausgeklügeltste Präsentation, wenn der „Kopf im entscheidenden Moment nicht mitspielt“? Richtig, nichts!

3. Erkenntnis: Einfach machen, nicht denken!

Und so komme ich zur dritten Erkenntnis, die nicht wirklich neu ist: Lockerlassen und einfach machen! Unser ganzes Leben steckt voller Entscheidungsstress – und mal ehrlich, Du kannst noch so lange über die verschiedensten Dinge nachdenken, am Ende kommt es eh anders als geplant. Wie wäre es also mal mit weniger denken und einfach mal machen? Erneut musste ich für mich feststellen, wie bereichernd diese Methode doch sein kein, schlussendlich habe ich in 3 Minuten und 15 Sekunden ziemlich viel fürs Leben gelernt.

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