Damit der Traum vom eigenen Wein auch Wirklichkeit wird, habe ich in den letzten Wochen viel Zeit auf dem Château Canard d’Granz verbracht. Als Hobby-Winzer gibt es im Zeitraum von April bis Mai im Weinberg jede Menge zu tun: Bevor ich die Weinreben pflanzen konnte, musste der Boden entsprechend bearbeitet werden. Außerdem habe ich mich, im Gegensatz zur gängigen Praxis, dazu entschlossen bereits im Vorfeld zwei Mal zehn Meter lange Spaliere zu bauen, die dem Wein spätestens im zweiten Jahr als Rankhilfe dienen sollen.

Für den Bau der Spaliere habe ich zum größten Teil auf Materialien vom örtlichen Obstbauern zurückgegriffen: 2,75 Meter hohe Pfähle, 3,8 mm Spanndraht inkl. Spanner und 15 cm Telleranker. Am Ende hat es rund zwei Wochenende gedauert, bis mein Vater und ich die beiden Spaliere inklusive der Haftdrähte fertig hatten, da es einige Komplikationen (Steine und Geröll) beim setzen der Anker gegeben hat. Doch das Ergebnis meines Hobby-Winzer-Weinbergs kann sich sehen lassen!

Mir war es wichtig, dass der Aufbau meines Weinbergs den Gedanken eines echten Winzers folgt, sodass ich mich für einen guten Mix aus Ertrag, Güte und Rebstockbelastung entschieden habe.

Hobby-Winzer - Château Granz - Einpflanzen der Reben 1

Grundlegende Vorraussetzungen für den Weinanbau als Hobby-Winzer

Ähnlich wie bei einem guten Wein, musste auch die Idee des eigenen Weinanbaus in mir reifen. Während dieser Zeit habe ich mich immer wieder mit den verschiedenen Rebsorten, aber auch mit den grundlegenden Vorraussetzungen, wie der Beschaffenheit des Bodens, dem Klima oder aber den Gesetzen im Weinland Niedersachsen beschäftigt. Bei meiner Recherche wollte ich vor allem zwei Fragen klären:

Wie viele Reben darf ich als Hobby-Winzer für den Eigenbedarf anbauen?

In Deutschland ist der Weinanbau durch das deutsche Weingesetz (WeinG) geregelt. Zwar muss ich mich als Hobby-Winzer, mit nur wenigen Rebstöcken und einer maximalen Fläche von 0,1 Hektar, nicht nach den strengen Vorgaben richten, jedoch ist der Übergang vom Hobby-Winzer zum Winzer fließend. Doch so lange ich nicht mehr als 100 Weinreben bzw. 0,1 Hektar bepflanze, das betrifft auch nicht zusammenhängende Anbaugebiete, ist alles in Ordnung.

Wie viele Trauben benötige ich am Ende für eine Flasche Wein?

Die Menge der Trauben, die ich benötige, um eine Flasche Weiß- bzw. Rotwein herstellen zu können, ist für mich als Hobby-Winzer eine der wichtigsten Kennzahlen. Zwar wird mein Ertrag nicht durch Gesetze reguliert, doch möchte ich, ähnlich wie in einem Weinberg, auf moderne Erziehungsmethoden zurückgreifen, d. h. die Rebstöcke gezielt schneiden, um die Qualität in den Trauben zu erhöhen. Daher ist es gut zu wissen, dass ich unter diesen Voraussetzungen rund 1,00 bis 1,50 kg Weintrauben für eine Flasche (0,75 L) Wein benötige.

Zum Start sind Regent und Solaris die beiden Rebsorten meiner Wahl

Nach der Theorie folgt – endlich – die Praxis: Durch den Bau der Spaliere sowie meine Recherche bzgl. der Voraussetzungen für den Weinanbau habe ich nicht nur viele Erkenntnisse gewonnen, ich habe auch viel über die unterschiedlichen Rebsorten, die Unterlagen und die Erziehung gelernt. Entsprechend des Klimas bzw. der Bodenverhältnisse des Château Canard d’Granz habe ich mich als Hobby-Winzer für folgende zwei Rebsorten entschieden:

Regent: Die rote Rebsorte passend zum kühlen Norden

Regent zählt zu den fünf wichtigsten Rotweinsorten in Deutschland. Grund dafür mag sein, dass die Rebsorte winterhart ist und zu den sogenannte PiWi-Rebsorten zählt, die eine hohe Widerstandskraft gegen Pilzkrankheiten haben. Die Rebsorte passt also nicht nur zum Klima des kühlen Nordens, sie wird hoffentlich auch mit dem tiefgründigem Boden meines „Weinbergs“ zufrieden sein. Am Ende sollen die tiefroten Trauben zu einen schmackhaften Rotwein gekeltert werden.

Solaris: Die Rebsorte für den feinherben Weißwein

Genau wie der Regent, zählt auch der Solaris zu den pilzresistenten Rebsorten. Aufgrund seiner hohen Widerstandskraft ist der Solaris in besonderem Maß für recht kühle und feuchte Weinanbaugebiete geeignet. Beispielsweise wusste ich durch meine zahlreichen Syltbesuche, dass die Rebsorte auf der Nordseeinsel auf einem 3 Hektar großen Weinberg erfolgreich angebaut wird. Zwar wächst der Solaris sehr stark, sodass ich im Sommer gute Laubarbeit verrichten muss, doch hoffe ich, dass ich am Ende mit einem leckeren Weißwein belohnt werde.

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