Seit einigen Tagen denke ich darüber nach, ob auch ich einen dieser „Jahresrückblick“-Artikel verfassen sollte, in dem sich alles um die vielen Selfies, die ich mit namenhaften Persönlichkeiten machen durfte, oder die vielen Reisen, die ich in diesem Jahr erlebt habe, drehen sollte. Doch ich habe mich bewusst dagegen entschieden. Zwar stecke ich meine Energie und Leidenschaft seit über sechs Jahren in DESIGNLOVR, doch gab es in diesem Jahr etwas, das mich weit mehr beschäftigt hat als die oberflächlichen Gespräche über den Meilenstatus, den billigen Champagner, den man gerade trinkt oder darüber, wie klein die Hotelsuite mit ihren 120 Quadratmeter doch ist.
In meinem ganz persönlichen „Jahresrückblick“ dreht sich in diesem Jahr alles um das Leben. Um mein Leben und das, was mich das Jahr 2016 über Familie, Zeit und Liebe gelehrt hat – und welchen Preis ich dafür zahlen musste.
#Familie
Angefangen hat mein Jahr 2016 mit diesem Moment, indem ich gemerkt habe, dass #heimkommen nur die halbe Wahrheit ist, denn einfach ‘nur nach Hause kommen’ reicht einfach nicht. Ich saß auf dem Flur des Krankenhauses, indem mein Großvater lag und nur wenige Stunden zuvor die Diagnose Krebs (unheilbar) erhalten hatte. Es bedeutete Veränderung. Nicht für mich, denn ich war und bin kerngesund, doch für unsere Familie. Veränderung in dem Sinne, das unser Kreis auf absehbarer Zeit kleiner werden und ein langjähriger Ehemann, Vater und Großvater von uns gehen würde.
Wir haben als Familie zwar schon immer stark zusammengehalten, schließlich musste unser Großvater uns nie eine Einladung in Form einer Todesanzeige zu Weihnachten schicken, doch waren es die Momente in den schweren Stunden, die mir gezeigt haben, wie sehr jeder mit seinen Eigenheiten, Stärken und Schwächen auf ganz besondere Weise in unserer Familie angenommen wird. Denn das ist etwas, das wir Menschen in Zeiten von Krieg und Terror leider viel zu wenig sehen: Wir alle sind wie das Geäst eines Baumes, zwar mögen wir in unterschiedliche Richtung wachsen, doch unsere Wurzeln bleiben dieselben.
#Zeit
Nach der Diagnose kurz vor dem Jahreswechsel haben wir als Familie viele gute und auch weniger gute Tage durchlebt. Mitte Mai, nur wenige Tage nach meinem Geburtstag, kam mein Großvater auf die Palliativstation und es war ungewiss, wie es für ihn weiter geht. „Kim, es gibt noch so viele Dinge, die ich dir gerne erzählen, noch so viele Dias, die ich dir gerne zeigen möchte“, hat er mir gesagt, als ich lange Zeit bei ihm war. Die Aufgabe war klar: Dias raussuchen, die Familie einladen und ab ins Krankenhaus. Wir haben stundenlang gelacht, hin und wieder geweint und uns zeitweise auch einfach nur angeschwiegen und die Bilder genossen.
Doch was mir klar geworden ist: Zeit ist der wahre Luxus des Lebens. Genau das ist auch der Grund, warum ich mich für meine erste mechanische Uhr entschieden habe. Natürlich zeigt auch sie nur die Zeit an, jedoch mit einer anderen Wertigkeit. Einer Wertigkeit, die mich bei jedem Anblick daran erinnert, wie wichtig es ist, sein Leben selbst zu bestimmen und keine Zeit in Meetings zu verschwenden, die einem nichts bringen, sondern aufzustehen und zu gehen. Wie wichtig es ist sich von Pessimisten fern zu halten oder einfach nur die Dinge zu tun, die man liebt. Denn meist ist es nur der Anfang der einem schwer erscheint, doch wie unsere Krankenhaus-Aktion gezeigt hat, sollte man nicht immer über all’ das nachdenken was passieren könnte. Wie wär es stattdessen mit „einfach mal machen“ und das Vorhaben ohne große Bedenken durchzuziehen?!
#Liebe
Nachdem klar wurde, dass mein Großvater in wenigen Tagen sterben würde, habe ich ihn immer wieder gefragt, woran er denkt. „Ich denke an nichts“, hat er immer wieder gesagt. Seitdem Moment, indem er in meinen Armen eingeschlafen ist, denke ich über so vieles nach. Über die tollen Momente, die wir gemeinsam hatten, über diesen Artikel und ob ich ihn wirklich veröffentlichen sollte. Aber auch über uns Menschen und ob wir uns nicht die falschen Fragen stellen? Mein Großvater hat immer gesagt, er möchte uns als Familie nicht zur Last fallen, doch durften wir durch ihn etwas erfahren, das nichts mit Geld zu tun hat, nachdem wir Menschen non-stop streben.
In unser aller Leben gibt es etwas, das nicht mit Geld zu tun hat. Etwas Unsichtbares. Etwas Zwischenmenschliches. Gott hat uns das Gefühl der Liebe mit auf den Weg gegeben, damit wir jedem das Gefühl überbringen können. All das, was mein Großvater mitnehmen konnte, ist all das was uns geblieben ist: Erinnerungen, die auf der Liebe basieren und mit Liebe erschaffen worden sind, denn die Liebe kann wandern und reisen wohin sie will. Doch stattdessen sind wir Menschen täglich auf der Suche nach den „schlechten“ Nachrichten dieser Welt, damit wir diese dann über die sozialen Medien teilen können. Was für ein ad absurdum. Vielleicht aber ist auch das der Punkt, an dem aus meinem „Jahresrückblick 2016“ ein „Vorsatz 2017“ wird?
#2017
Am Ende möchte ich mich an dieser Stelle bei meiner Familie, meinen Freunden und all denjenigen, die mich nicht nur in den schweren Stunden, sondern vor allem bei meinen großen Vorhaben in 2016 unterstützt haben, bedanken. Es war ein großartiges Jahr, in dem ich viel über mich und das Leben lernen, aber in dem ich vor allem auch viele unbeschreibliche Momente erleben durfte. Mir war es wichtig, Dir/Euch diese Zeilen zu schreiben und Dich/Euch daran zu erinnern, welch’ einzigartige Möglichkeiten das Leben für uns bereit hält.
Es lohnt sich nicht die kostbare Zeit, die einem im Leben geschenkt wird, mit Ärgernissen zu verschwenden, die es nicht wert sind. In meinen Augen ist es viel wichtiger jede einzelne der 86.400 Sekunden pro Tag voll auszukosten und sich den Dingen hinzugeben, die man liebt. Denn eins ist sicher: Egal was auch passieren mag, am Ende ist immer die Familie, die einen sicher wieder auffängt. Das wünsche ich mir, für jeden von uns.
Dir/Euch einen guten Rutsch und einen erfolgreichen Start in ein positives Jahr 2017.