Es war an einem späten Nachmittag, ich schaute eine Serie, als mich ein Videoanruf erreichte: „Hallo, Kim“, stand auf einem ersten Schild, das in der Kamera zu sehen war. Es kamen einige weitere, bis es mir die Sprache verschlagen hat. „Willst du mein Patenonkel werden?“, stand auf dem Letzten der Schilder.
Natürlich wollte ich Patenonkel werden, schließlich habe ich seit über 30 Jahren die wohl beste Patentante der Welt an meiner Seite. Nur zu gerne möchte ich in diese Fußstapfen treten. Ich möchte all die gemachten Erfahrungen weitergeben – und wenn möglich, auch die eine oder andere Lebensweisheit.
Schon jetzt kann ich Dir sagen, dass sich für mich vieles mit dem Status des Patenonkels verändert hat. Ich werde zum Beispiel nicht mehr ganz so schief angeguckt, wenn ich bei Freunden zusammen mit den Jungs „Dinoknochen“ auf dem Dielenboden „ausgrabe“, schließlich bin ich ja frisch gebackener Patenonkel und dann darf man das!
Darüber hinaus empfinde ich es als eine unglaubliche Bereicherung Patenonkel sein zu dürfen. Täglich bekomme ich neue Bilder und Videos, wenn das Patenkind etwas Neues ausprobiert oder dazu gelernt hat. In diesem Moment treten all die „Probleme“, die man sich so während seines Alltags einredet, in Vergessenheit.
Die erste Weisheit, die ich als Patenonkel für das Leben lernen durfte:
In den letzten Tagen ist Finna tausend Mal daran gescheitert zu krabbeln, doch sie gibt einfach nicht auf. Alleine ihre Willenskraft sorgt dafür, dass sie körperlich immer besser wird und schon bald der großen Schwester nacheifern kann. Dabei probiert sie ständig neue Dinge aus und das nur, weil sie lernen will.
Desto länger ich als Patenonkel darüber nachdenke, desto mehr frage ich mich: Warum hören wir Erwachsenen – meistens – einfach auf zu lernen? Warum akzeptieren wir im Laufe der Zeit ein „Nein“ immer schneller und probieren nicht einfach neue Dinge aus, um zu lernen?
Stell Dir vor, wir Menschen würden diese Eigenschaft unser gesamtes Leben lang nutzen, was könnten wir alles erreichen?! Als Patenonkel werde ich mir nun des öfteren einmal die Frage stellen:
Was würde wohl Finna tun?