Es waren grausame 40 Minuten, die dazu geführt haben, dass ich während der Halbzeitpause bei einem Spielstand von 2:5 mit geballter Faust und mit voller Wucht gegen die Klotür innerhalb der Kabine geschlagen habe. Frustriert wie ich war, wollte ich die Spieler aus ihren Träumen reißen, doch wenn ich ehrlich sein soll, dann hätte ich mich als Spieler vor zehn Jahren in dieser Situation selber gehasst. Wie konnte es also zu solch‘ einer Reaktion kommen?!
Ich denke jeder gute Fußballtrainer kennt diese Anspannung, diesen Pulsschlag und diese Siegermentalität, die dazu führt, dass man an der Seitenlinie eine „nicht definierbare“ Art von Emotionalität auslebt, bei der man sich selber nicht mehr richtig wahrnimmt. Eine Emotionalität, die dazu führt, dass manchmal Dinge passieren, bei denen man sich am Ende eingestehen muss: „Hoppla, das war jetzt extrem!“ oder „Schande, so bin ich doch sonst nicht“. Und doch gibt es diese Momente.
Als Fußballtrainer bin ich mit ganzem Herzen dabei
Glücklicherweise bin ich nicht alleine mit dieser „Problematik“. Medienberichten zufolge musste Jürgen Klopp während seiner Zeit als BVB-Trainer für seine Ausbrüche rund 48.000 Euro Strafe zahlen, doch kalt lässt es mich nicht. Dementsprechend bewerte ich nach dem Spiel nicht nur den Einsatz der Spieler, sondern reflektiere auch mich und meine Verhaltensweisen, schließlich will ich als guter Fußballtrainer zu jeder Zeit ein Vorbild sein.
Das ist auch der Grund, warum ich es gut nachvollziehen kann, dass es einige Menschen gibt, die mit einer derartigen Emotionalität nicht gut umgehen können – und doch kann ich diese Momente nicht einfach abstellen. Viel zu sehr bin ich mit ganzem Herzen dabei. Das ist auch der Grund, der mich am Ende hoffen lässt, dass es alle ähnlich gut mit mir meinen, wie mit Jürgen Klopp: „Der Seitenlinien-Psychopath kann noch so rumbrüllen, austicken, austeilen oder zickig sein – alle verzeihen ihm.“